Wer die letzten Jahre nicht gänzlich im Keller oder am Mond verbracht hat, dem ist der Name Wolfgang Schlögl auf jeden Fall ein Begriff. Der gebürtige Wiener, ehemaliges Gründungsmitglied der Sofa Surfers und hochgelobter Produzent und Multiinstrumentalist, hat schon seit langer Zeit seine Finger bei etlichen Musik- und Theaterprojekten (Faraday Orchestra/Paradies der Tiere/Pop Fest) im Spiel. Etwa vor einem Jahr entstanden nach langer Schaffenszeit die Zwillingsalben Flesh & Blood und Skin & Bones (Label Seayou Records) und der Soloprotagonist I-Wolf kehrte mit einem ganzen Rudel von talentierten Musikern zurück. Von typischen Dub- und Jazzmotiven über Industrial und Orchester bis hin zu einer Prise Rock, Soul und Hip Hop ist die klangliche Vielfalt neben der Bandbreite der Herkunftsländer der Mitglieder enorm. In einem Interview erfahre ich, wie dieses Crossover Projekt entstanden ist und wie man mit dieser Vielzahl von musikalischen, kulturellen und menschlichen Einflüssen am besten arbeitet.
Alexius: Mir stellt sich bei einer derart großen Gruppe die Frage der Entstehung. Alles eine musikalische Kettenreaktion, Zufall oder gar Schicksal?
Nomadee: Ich habe Wolfgang vor etwa 7 Jahren bei einem Frühstück von einem befreundeten Produzenten (Omid) getroffen. Unsere gemeinsame Leidenschaft für persische Musik und seine Vorstellung eines Projekts mit Lady-Power hat mich sofort überzeugt.
Aisha: Wolfgang hat mich über ein Musikvideo kennen gelernt. Die Vielfalt und Power seiner Tracks faszinierte mich.
Wolfgang: Es waren auch viele Zufälle dabei, unser Harfinist Eduardo lebt in Lubjana, meinem Einzugsbereich und Tom Marsh, der ehemalige Drummer von IAMX, studiert Medientechnik an der Angewandten in Wien. So lernte man sich kennen.
Alexius: Ihr seid eine sehr bunt gemischte Truppe, quasi eine Fusion aus aller Herren Länder. Wer kommt woher?
Nomadee: Wolfgang ist gebürtiger Wiener, Tom Marsh Brite. Aisha kommt aus Ägypten und ihre Mutter ist Österreicherin. Eduardo kommt aus Portugal und ich bin gebürtige Perserin (Iran) und doch urige Innviertlerin. Wir sind wirklich eine bunte Partie in der Kernbesetzung, beim Acoustic Set von Skull & Bones mischen auch noch Mia Zableka (Österreich) und Mathias Jakisic (kroatische Wurzeln) an der Violine und Eddie Siblik (Österreich) an Gitarre und Bass mit. Erwähnt man dann noch den Produzent und Drummer Sixtus Preiss ,den Saxophonisten Florian Fennes und Sascha Otto an der Flöte, alle drei aus Österreich, so ist die gesamte Truppe komplett.
Alexius: So vielfältig wie eure Herkunftsländer, sind bestimmt auch eure musikalischen Vorlieben, oder?
Wolfgang: Aisha und Nomadee sind beide als Solokünstlerinnen in Wien unterwegs wobei Aisha mehr in die Jazz/Elektronik-Richtung geht und Nomadee einen stärkeren Bezug zu Hip Hop hat.
Nomadee: Ja, ich komme aus dem Hip Hop-Eck und liebe Schallplatte. Aber auch Funk, Psycherock und ganz besonders persische Musik der 60er und 70er haben es mir angetan.
Aisha: Ich studiere klassischen Gesang und singe sehr gerne Soul. Der Gedanke ist stets, sich mit seinen Wurzeln und seiner Identität auseinander zu setzen.
Alexius: Ist es schwierig, so viele verschiedene Geschmäcker unter einen Hut zu bekommen?
Nomadee: Die persönlichen Stile und Ideen fließen immer ein, Wolfgang hat das Feingefühl, alles mit Leichtigkeit zu koordinieren.
Wolfgang: Es geht einfach um die Balance zwischen dem musikalischen Masterplan und der Möglichkeit, sich als Musiker individuellen Freiraum zu erspielen. So erzeugt man spannende Musik.
Eduardo: Teilweise entstehen so Grenzen, die uns helfen, Entscheidungen zu fällen. Wichtig sind Neugier und Offenheit. So kann Vielfalt nämlich nicht nur bestehen, sondern auch gedeihen.
Alexius: Wie arbeitet ihr konkret zusammen und wie entstehen eure Songs?
Wolfgang: Die Band hat als Soloprojekt begonnen und ich bringe die Grundideen. Dann werden diese mit Tom und Eduardo weiterentwickelt. Nomadee und Aisha mögen beide klare Strukturen und kommen dann anschließend dazu.
Alexius: Was sind nach Flesh & Blood / Skin & Bones eure nächsten musikalischen Ziele und Projekte?
Wolfgang: Wir wollen musikalisch abspecken und eine Essenz ziehen. Weniger Sounds und mehr Hypnotik, einfach elektronisch kühler werden. Inhaltlich werden Themen wie Nanotechnologie und Planetensysteme relevant sein. Aber keine Angst, man wird dazu tanzen können.
Dann bin ich ja beruhigt, bedanke mich recht herzlich für dieses aufschlussreiche Interview und freue mich auf eure nächsten Meisterwerke.
Nicht alle Fragen geklärt? HIER gibt’s mehr Infos über die Band.
Redakteur: Alexius Ivo Baldissera