„Die Welt muss romantisiert werden, so findet man den ursprünglichen Sinn wieder.“ (Novalis)

Die Lebensstufen – Caspar David Friedrich
Ich dachte, Romantik sei schon längst verpönt. Was für Träumer. Für Warmduscher und solche Menschen, die ihre Notdurft im Sitzen verrichten und Teelichter auf der Fensterbank drapieren, hart gesagt. Doch mein Besuch in der Albertina hat mich wieder einmal eines besseren belehrt.
Jetzt liebe (Übertreibung) ich sie, die Romantik und ihre Künstler. Zweitgenannte aufgrund der mächtigen und höchst tiefgründigen Aussagen und Zitate, welche um 1800 anscheinend nur so aus den Mündern der Maler herausgesprudelt sind. Nach einem kurzen Überblick der Ausstellung geht’s zu meinen persönlichen Highlights.
Wien zählt als einer der Geburtsorte der Romantik. In der Welten der Romantik-Ausstellung werden rund 160 Werke von den Großmeistern dieser Strömung gezeigt, darunter Caspar David Friedrich (mein persönlicher Held), Carl Blechen und Francisco de Goya. Klingende Namen also.

El Coloso – Francisco de Goya
Dabei werden Themen wie die Verklärung der Vergangenheit, das Bild von Freundschaft sowie Träume, Visionen und Abgründe der Menschlichkeit dargestellt. Auch Natur- und Landschaftsmalerei, an Detailreichtum wirklich nicht zu überbieten, kennzeichnet die Romantik.

Die Teufelsbrücke in der Schöllenenschlucht auf dem Weg über den Gotthard – Peter Birmann
Ikonographische, sprich religiöse Inhalte, fließen ebenso in die Ausstellung mit ein und zeigen eine Gegenüberstellung der protestantischen und katholischen Bewegung auf. Auch die Wiener Akademie (um 1800) liefert ihren Beitrag und verbildlicht die romantische Suche nach dem Transzendenten in Mensch und Natur.

Bau der Teufelsbrücke – Carl Blechen
Soviel zum künstlerischen Umfang der Ausstellung, bei der ein Gemälde pro Raum im Prinzip ausreichend gewesen wäre, so dicht, detailverliebt und aufwendig wurden diese Bilder angefertigt.
Die wahren Stilblüten findet man jedoch auch abseits der Gemälde. Dabei merkt man schnell, dass Religion schon damals ein umstrittenes, teils unbeliebtes Thema war, Friedrich heutzutage ein verdammt strenger, neurotischer und einzelgängerischer Kunstprofessor wäre und Goethe scheinbar überhaupt nicht viel von der Romantik und Religion hielt. Der macht hier auch gleich den Anfang:
„Das Klassische nenne ich das Gesunde, und das Romantische das Kranke. Das meiste Neuere ist nicht romantisch, weil es neu, sondern weil es schwach, kränklich und krank ist, und das Alte ist nicht klassisch, weil es alt, sondern weil es stark, frisch, froh und gesund ist“. (Johann Wolfgang von Goethe)
„Die Geschichte des guten Jesus hab ich nun so satt, daß ich sie von keinem, außer von ihm selbst, hören möchte.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
„Religion ist das, was die Armen davon abhält, die Reichen umzubringen“. (Napoleon I. Bonaparte)

Madonna im Rosenhag – Friedrich Overbeck
„Ein Bild muss nicht erfunden, sondern empfunden werden“. (Caspar David Friedrich)
„Ein Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht. (Caspar David Friedrich)
„Ihr nennt mich Menschenfeind, weil ich Gesellschaft meide. Ihr irret euch, ich liebe sie. Doch um die Menschen nicht zu hassen, muß ich den Umgang unterlassen“. (Caspar David Friedrich)

Kaiser Maximilian I. in der Martinswand – Moritz von Schwind
„Nach einem bösen Traum sieht man, welchen Stoff zu einer Hölle das Gehirn in sich aufbewahrt“. (Jean Paul)
„Wir träumen öfter das, was wir fürchten, seltener das, was wir hoffen“. (Karl Ferdinand Gutzkow)
Die Ausstellung Welten der Romantik läuft noch bis zum 21. Februar 2016 in der Albertina. Zeit genug also, um sich selbst von Pinsel- und Kohlestrichen sowie Aussagen der Künstler berühren zu lassen. Romantische Vorstellung, ich weiß.
Redakteur: Alexius Ivo Baldissera