Das Kunst Haus Wien feiert sein 25-jähriges Bestehen. Neben neuen Highlights bleibt das ursprüngliche Konzept rund um das Leben und Werken Friedrichs Hundertwassers erhalten.
1991 wurde das Kunst Haus Wien eröffnet. Seit dem steht es als Zeichen für kreative Architektur, was u.a. der Gestaltung Hundertwassers zu verdanken ist und lockte mit knapp 90 internationalen Ausstellungen 3,5 Millionen Besucher ins Haus. Der Fokus liegt dabei auf zeitgenössischer Kunst und Fotografie.
Anlässlich des aktuellen Jubiläumsjahres gibt es weitere Projekte wie Gesprächsreihen mit WeggefährtInnen Hundertwassers oder den Hundertwasser-Walk. Seit 2015 wird zusätzlich an einer inhaltlichen Neupositionierung als grünes Museum gearbeitet. Die Öffnung neuer Ausstellungsflächen und die Auseinandersetzung mit ökologischen Themen sind hier Inhalt.
Friedensreich Hundertwasser – ein Überblick
„Ich möchte vielleicht bezeichnet werden als Magier der Vegetation oder so etwas ähnliches, also Magie, daß ich eben ein Bild anfülle, bis es voll ist mit Magie, wie wenn man ein Glas anfüllt mit Wasser“ (F. Hundertwasser)
Hundertwasser (geb. Stowasser) wurde 1928 in Wien geboren und besuchte hier für kurze Zeit die Akademie der Bildenden Künste. Sein künstlerischer Weg brachte ihn wenig später nach Florenz und Paris. Voller neuer Eindrücke und Ideen kehrte er 1952 nach Wien zurück, um seine erste Ausstellung im Art Club Wien zu eröffnen. 1959 gründete er gemeinsam mit Ernst Fuchs und Arnulf Rainer das Pinotarium, eine universelle Akademie aller kreativen Richtungen.
Hundertwasser war ein produktiver, vielseitiger Künstler. Neben zahlreichen Ausstellungen (u.a. 1961 Tokio, 1969 USA) baute er auch ein Schiff in Venedig nach seinen Vorstellungen um, entwarf Briefmarken für Österreich und unterrichtete an der Akademie der Bildenden Künste. Zusätzlich wurde er auch mit einem Fahnenentwurf für Neuseeland beauftragt und gestaltete 1986 die Brockhaus Enzyklopädie.

Briefmarke und Fahnenentwurf
Bald danach fingen seine ersten großen, architektonischen Projekte wie die Neugestaltung der St. Barbara Kirche (Steiermark) 1987 an. Ein Jahr später bemühte sich Friedensreich Hundertwasser um die Neugestaltung der österreichischen Autokennzeichen. 1990 und in den Folgejahren realisierte er die Gestaltung des Fernwärmewerks Spittelau und des Kunst Haus Wiens. Genau zur Jahrtausendwende stirbt Hundertwasser im Pazifischen Ozean an Bord der Queen Elizabeth und wird in Neuseeland begraben.
Das Kunst Haus Wien enthält die weltweit einzige permanente Gesamtschau des visionären Künstlers und präsentiert dessen Wirken in Malerei, Grafik, Architektur, Ökologie sowie Jugendwerke und Tapisserie.
Hundertwasser im Kunst Haus Wien
„Warum darf ein Mensch, so wie eine Blume, nicht das tun, was ihm entspricht“
Schon früh hatte Hundertwasser zu seinem eigenen Mal-Stil gefunden. Er setzte dabei instinktiv eine leuchtende und intensive Farbgestaltung ein. Komplementärfarben wurden unmittelbar nebeneinander gesetzt, Gold und Silber als Highlights verwendet. Generell beschäftige er sich mit zwei großen Motivkreisen: Der Formenwelt, welche die Analogie zu pflanzlichem Wachstum und animalischer Natur repräsentiert, und architekturale Chiffren wie Häuser, Fenster, Zäune und Tore. Oft wurden beide Motivwelten auch miteinander vermischt.
Beim Malen selbst verwendete Hundertwasser seine eigene Technik und selbst zubereitete Farben, die er meist unvermischt auftrug. Er entwickelte eigene Rezepte für Grundierung und Farbbereitung und erzeugte große Kontrasteffekte von matten und glänzenden Bildpartien durch die Verwendung von Ölfarben und Aquarelltechnik. Hundertwasser legte bei seiner Malerei großen Wert auf Dauerhaftigkeit und verwendete alles an Material, was ihm langlebig genug erschien. So schuf er auch Werke aus altem Müll und Blechdosen, ein Zeichen seiner gelebten Genügsamkeit und Anspruchslosigkeit als Künstler und Mensch.
Neben der Malerei war Hundertwasser auch in der Grafik tätig. Er beherrschte bzw. erneuerte Bereiche der Lithografie, des Siebdrucks, der Radierung und des Farbholzschnitts. Dabei war ihm die vollkommene Transparenz und Offenlegung der Technik wichtig, Entstehungsdaten und Auflagen der Werke wurden akribisch notiert und kategorisiert. Hundertwasser wollte Unikate in der Kunst der Grafik herstellen und den Druck bzw. die Vervielfältigung durch Maschinen überlisten.
1952 fertigte Hundertwasser seine erste Tapisserie mit dem Titel „Pissender Knabe mit Wolkenkratzer“ an. Auch hier war er sehr um das Unikat-Dasein seiner Werke bemüht, bei den Übertragungen seiner Werke auf Tapisserie wurden keinerlei Vorlagen verwendet. Vielmehr ging es Hundertwasser um die freie Umsetzung seiner Werke in ein anderes Medium, er wollte die künstlerische Interpretation der Weber fordern. Denn nur so kann laut Hundertwasser ein Werk entstehen und keine unbelegte Kopie. Er war eben einfach anders gestrickt.
Auch in der Architektur schwamm Hundertwasser gegen den Strom. Er lehnte den Rationalismus und die reine Funktionalität ab, die gerade Linie bezeichnete er als gottlos. Er ging sogar so weit und verfasste 1968 das Manifest „Los von Loos“, welches sich gegen den österreichischen Architekten Adolf Loos und dessen rationelle Architektur richtete. Hundertwasser wollte eine individuelle Bauveränderung sowie schöpferische Baufreiheit und sprach sich immer wieder gegen die tödliche Eintönigkeit in der Gestaltung aus. 1970 begann er, Modelle zu entwerfen, die neue architektonische Formen enthielten. Beispiele dafür sind das Spiral- oder Terrassenhaus. Durch die Umgestaltung hässlicher, monotoner und steriler Bauten wurde ihm der Beiname „Architekturdoktor“ verliehen.
Tausendsassa Hundertwasser eben.
Für mehr Informationen – KUNST HAUS WIEN
© Die Hundertwasser Gemeinnützige Privatstiftung, Wien // © Kunst Haus Wien
Redakteur: Alexius Ivo Baldissera