Fusion. Verschmelzung. Hands&Bits.
Musik begleitet die beiden schon ihr ganzes Leben lang. Julian Pieber hat sich dabei hauptsächlich den Drums sowie computergenerierten Klängen verschrieben. Simon Schellnegger kommt aus dem klassischen Bereich, der Burgtheatermusiker und Prima La Musica- sowie Fidelio Wettbewerbspreisträger spielt, liebt und lebt die Bratsche. Beide waren Teil des 2009 entstandenen Großmütterchen Hatz Salon Orkestars und musizieren schon länger gemeinsam. Drei Jahre später – Sommer 2012 – war es dann Zeit für den nächsten Schritt – die Gründung von Hands&Bits.
Diese Verbindung von manuellen und elektronischen Klängen vereint die Talente beider Ausnahmemusiker. Technische Raffinesse trifft Akustik trifft Elektronik trifft Klassik trifft Was-Weiß-Ich-Nicht-Alles. Ergeben tut das Ganze jedenfalls eine Mischung, die es in sich hat und frisch bzw. unverbraucht klingt. Überzeugen konnte man sich davon schon bei etlichen Auftritten des Duos in und um Wien.
I warat jo scho miad, wounn i wisst wie’s wird.
Bald gibt es die sphärischen Hands&Bits-Klangwelten aber auch für das eigene Wohnzimmer. Anfang nächsten Jahres, genauer gesagt am 20. Jänner, ist es soweit: Der Release (digital) des Debütalbums steht ins Haus. Das Erstlingswerk trägt den Titel Lovesongs for a broken pencil und klingt so gar nicht nach einem Debütalbum, viel zu ausgereift, eingespielt und erwachsen wirkt das Konzept und der Gesamtaufbau des Werkes. Die Bezeichnung als Werk ist daher auch treffend, die musikalische Darbietung übertrifft meine Vorstellung eines herkömmlichen Albums. In 8 Nummern reist man durch einen atmosphärischen Soundtrack, der unter anderem aus Violaloops, Stimme, Schlagzeug und computergenerierten Beats besteht, sofern man das Gehörte überhaupt in Worte fassen kann. Stücke, die sich mit Alltagsritualen beschäftigen und gerade solche Situationen thematisieren, die derartige Rituale unterbrechen, verändern oder anhalten. Dabei können harmlose Dinge wie abbrechende Bleistiftspitzen, aber auch dramatische Ereignisse wie der Tod eines Individuums Input geben und Geschichten erzählen.
Schlichtheit und Auflösung, musikalisch unterlegt und aufbereitet, die Vergänglichkeit wird zur Eingängigkeit. Kurz gesagt stellt Lovesongs for a broken pencil für mich die musikalische Kulisse für die kleinen UND großen Dinge im Leben dar. Ein Album zum Nachdenken und Einfühlen, das dennoch den Spagat zu tanzbarer Clubmusik schafft. Beruhigend und motivierend zugleich.
Der Aufbau der Songs erfolgt größtenteils einem recht progressiven Konzept, immer wieder folgen Breaks, Stilelemente und Harmonien, die den Hörer überraschen. Das motiviert zum mehrmaligen Anhören, immer wieder entdeckt man neue Elemente. Liebe steckt im Detail und zwischen den Noten. Besonders der nach dem Album betitelte Song Lovesongs for a broken pencil spiegelt die Mentalität des Albums wieder – episch, treibend, aufbauend. Die pushenden Beats sorgen für Elan, während die Bratsche – auf unterschiedlichste Art und Weisen gespielt, eine Geschichte erzählt, die mehr sagt als Worte. Es ist ein Auf und Ab, ein Hin und Her, passend zur Liebe, mal ruhig und dann wieder stürmisch, mit Temperament und dieser Bratsche eben, die förmlich explodiert. Auch die Drums sorgen für Abwechslung, von Darbuka-Sounds (Worldwide) zu treibenden Clubbeats und Downbeat-Stellen ergeben sie die perfekte Untermalung der Songs.
Wort- und Dialektpassagen sowie diverse Hintergrundgeräusche (Kinderstimmen, choraler Gesang) wie in Wounn I, oder Dry Grass oder Lake Tappenkar (eingespielt auf einer Viola Maggini, frühes 17. Jahrhundert) bringen zusätzliche Abwechslung bzw. Tiefe und zeigen die Vielfältigkeit des Duos auf. Alles in allem reden wir hier von einem Album, dem wohl keine Rezension gerecht werden wird, ein Album, das eben viel mehr ist als nur das. Ein Soundtrack für das Leben quasi. Mit der nötigen Energie, die auch abgebrochene Bleistiftspitzen noch munter weiterschreiben lässt.
Der Release (digital) von Lovesongs for a Broken Pencil ist am 20.1.2017, Release-Konzerte finden am 15.1 im Kunsthaus Weiz sowie am 3.2 im Kramladen Wien statt. Genügend Gründe also, um sich auf das neue Jahr zu freuen. Mehr Infos über die Jungs von Hands&Bits gibt es auf Tumblr oder Facebook.
alle Fotos: © Hands&Bits
Redakteur:Alexius Ivo Baldissera